Kronberg, Schicksal und Mission der „99-Tage-Kaiserin“

Der Sonntagnachmittag-Ausflug des Kulturkreis 55plus stand unter dem Motto Kronberg , Schicksal und Mission der „99-Tage-Kaiserin“. Der Besuch bei einer wortgewandten Führung des Dr. Rüdiger Graf von Luxburg ins Erd- und Obergeschoss des heutigen Schlosshotels Kronberg zur schönen Adventzeit ist ein wirklich kaiserlich schönes Erlebnis. Das Haus ist ein Einblick in hochherrschaftliche Häuser des 19ten Jahrhunderts und nicht wie ein Hotel, was auch von der Hotelleitung so gewollt ist.
Geschichte Schlosshotel Kronberg : FRIDERICI MEMORIAE steht über dem Haupteingang von Schlosshotel Kronberg: „Zum Andenken an Friedrich.“ Victoria Kaiserin Friedrich, Königin von Preußen, fand nach dem frühen Tod ihres Mannes, des „99-Tage-Kaisers“ Friedrich III., eine neue Heimat im Taunus nahe Frankfurt. Das ursprüngliche Ziel des Kaiserpaares, ein parlamentarisches Regierungssystem zu etablieren nach englischem Vorbild, war nun nicht mehr zu erreichen. Potsdam war ihr fremd geworden. So ließ Kaiserin Friedrich, wie sie sich nach dem Tod ihres Mannes nannte, auf einem weitläufigen Gelände oberhalb des Städtchens Kronberg nach den Plänen des Hofbaudirektors Ernst Ihne Schloss Friedrichshof erbauen. Nach 4 Jahren Bauzeit wurde das repräsentative Gebäude 1893 fertiggestellt.
Obwohl die Kaiserin das Schloss nur als Sommersitz nutzte, verfügte es für die damalige Zeit über luxuriöse Neuheiten wie Zentralheizung, Lastenaufzug und elektrisches Licht. Aus Potsdam holte die Kaiserin den Hofgärtner Hermann Walter und ließ ihn einen Park im englischen Stil anlegen, mit einem in Terrassen ansteigenden Rosengarten, der noch heute zu bewundern ist, und einem Steingarten mit Wasserfall.
Die Kronberger waren begeistert von Schloss Friedrichshof und von seiner Besitzerin, die ihrerseits in den Folgejahren eine enge Beziehung zu Kronberg aufbaute. Stolz war man auch auf den Besuch vieler illustrer Gäste, die in den Sommermonaten auf Einladung der Kaiserin im Kronberger Schloss logierten. Nach ihrem Einzug erteilte die Kaiserin dem Kunsthistoriker und Museumsgründer Wilhelm von Bode den Auftrag, ihre Kunstsammlungen zu katalogisieren. Viele dieser kostbaren Möbel, Teppiche, Gemälde und Skulpturen zieren bis heute die Räume des Schlosses.
Als Kaiserin Friedrich am 5. August 1901 in Schloss Friedrichshof starb, hinterließ sie den Besitz ihrer jüngsten Tochter, Prinzessin Margarethe, die mit Prinz Friedrich Karl von Hessen verheiratet war. Beide verbrachten besonders die Sommermonate gerne in Kronberg,
Nach Ende des Ersten Weltkriegs diente das Schloss zwei Jahre lang als Unterkunft für Militärbehörden der französischen Besatzungsmacht. 1922 vermachte Margarethe Schloss Friedrichshof ihren vier Söhnen. Das kulturelle Erbe übertrugen diese dann auf die neu gegründete Kurhessische Hausstiftung (ab 1986 Hessische Hausstiftung). Im April 1945 beschlagnahmte die amerikanische Besatzungsmacht Friedrichshof und nutzte das Schloss als Offiziersclub. In dieser Zeit ging ein bedeutender Teil der Sammlungen verloren.
Mit der Wiederaufnahme der Verwaltung der Kurhessischen Hausstiftung durch die Familie wurde Prinz Wolfgang von Hessen ihr Geschäftsführer. Gemeinsam mit seinen Brüdern Landgraf Philipp und Prinz Richard von Hessen beschloss er, das Schloss in ein Hotel umzuwandeln. Schnell waren die Schäden der Besatzungszeit behoben, das Anwesen gründlich renoviert, und aus dem 54 Hektar großen alten Park entstand ohne größere Eingriffe ein Golfplatz. Die Innenräume wurden äußerst behutsam den modernen Ansprüchen angepasst. 1954 eröffnete das Haus als Schlosshotel Kronberg seine Pforten unter Leitung des Hoteliers Richard Pertram.
Im März 1967 wurden durch einen Brand die Dächer, der Dachboden sowie die zweite und dritte Etage vernichtet. Die vielen Kunstgegenstände konnten glücklicherweise gerettet werden. Die Wiederherstellung des Anwesens übertrug man der Firma Philipp Holzmann die bereits 75 Jahre zuvor Schloss Friedrichshof gebaut hatte und noch die Baupläne aus jener Zeit besaß. Seit 1973 bis heute führt das Haus Hessen die Hotels in Eigenregie.

Im zweiten Teil des Ausflugs ging es in das Herbstparadies „Kürbiswelten Mensfelden“. Die Besucher schlenderten durch malerische Kürbisfelder, in denen wohin das Auge reichte, Kürbisse in warmen Herbsttönen leuchteten. Ein besonderes Highlight war der Spaziergang mit der atemberaubenden Aussicht auf das Limburger Becken.
„Es war ein wunderschöner Ausflug“, resümierte die Vorsitzende des Kulturkreises, Karin Naß, nach einem rundum gelungenen Tag. Sie kündigte auch die nächste Fahrt am 19.10.2024 an, die nach Hanau zum Deutschen Goldschmiedehaus, ins Apfelweinmuseum und auf Hessens schönsten Wochenmarkt führen wird.


