Ein Tag in Kaub auf Blüchers Spuren
(Darum) Warum ist es am Rhein so schön…?

Die Entstehung des Freistaates Flaschenhals im Mittleren Rheintal, die Menschen und Geschicke am Rhein, Blüchers spektakulärer Rheinübergang bei Kaub vor über 200 Jahren im Kampf gegen Napoleon, die Neuordnung Europas im Spiegel der europäischen Geschichte und die Überwindung einer uralten Völkerfeindschaft durch den Willen und den Mut von Menschen sind unter anderem die Themen dieser außergewöhnlichen Führung, die Karin Naß vom Kulturkreis 55 plus für eine kürzliche Tagesreise organisiert hat. An den Originalschauplätzen, aber auch im aufwändig neurenovierten „Blüchermuseum“ und an Ufern des Rheins wird das Hier und Heute neu erfahren und verstanden.
Faszinierend, einfühlsam und von beeindruckender Realität weiß die Gästeführerin Ute die Besucher mitzunehmen in eine Zeit nicht weit vor unserer Zeit. Geboren und aufgewachsen ist sie im ehemals Freistaat Flaschenhals. Sie ist auf das Engste vertraut mit den Menschen und der Landschaft, der Kultur und Geschichte ihrer rheinischen Heimat. Sie hat die Besuchergruppe für mehr als drei Stunden in ihren Bann gezogen.
Der Freistaat Flaschenhals – ein Versehen der Alliierten aus der Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Einige Hektar Land, im Umriss eines Flaschenhalses, wurden kartografisch nicht erfasst und gehörten nicht zum Einflussbereich der Besatzungsmächte. Es entstand ein faktisch staatenloses Gebiet, und ein Bürgermeister rief den Freistaat aus. Schmuggler und Schieber machten ihre Geschäfte und als das Kleingeld knapp wurde, druckten sie eigenes farbenfrohe Geldscheine. Das Ende kam 1923, als die Franzosen ins Rheinland einmarschierten.
Mucksmäuschenstill lauschen die Zeilsheimer Gäste den Geschichten zu Feldmarschall Blücher, der 1814 mit 50.000 Mann und 15.000 Pferden den Rhein überquerte. Aufmerksamkeit erregt eine Gedenktafel unter der Kanzel der ev. Kirche. Sie erinnert an die Mitwirkung der Kauber Schiffer bei Blüchers Rheinübergang 1813/14 . Sie trägt den Text: „In der Neujahrsnacht 1813/14 wurden hier für Feldmarschall von Blücher und sein Befreiungswerk die Cauber Schiffer in Eid und Pflicht genommen – 31.12.1913“.
Seit 1705 war das die Kirche Simultankirche, d.h. sie wurde sowohl von der evangelischen wie auch der katholischen Gemeinde für den Gottesdienst genutzt. 1707 wurde eine trennende Mauer errichtet und fortan gab es zwei Kirchen unter einem Dach, die evangelische im bisherigen Langschiff und die Katholische im ehemaligen Chorraum.
Für die Rheinschifffahrt nach Bestimmungsorten oberhalb von Koblenz ist der Pegel Kaub, angezeigt in großen Zahlen im 18 m hohen weitsichtbaren Pegelturm, als Rechengröße von zentraler Bedeutung. Danach bemisst sich bei Niedrigwasser für die Frachtschifffahrt die mögliche Ladetiefe und damit die Tauchtiefe des Schiffes. Am Besuchstag war Hochwasser im Rhein, so dass die Zollburg Pfalzgrafenstein auf der kleinen Insel im Rhein leider nicht mit der Fähre angefahren und betreten werden konnte.
Bei einem kleinen Spaziergang in den engen Gassen von Kaub zeigt die Gästeführerin einen riesigen Eingang zu einem stillgelegten Bergbau. Das Jahr 1355 wird für die erste urkundliche Erwähnung über den Kauber Schieferbergbau angegeben, aber es gab Kauber Schiefer schon zur Römerzeit und soll schon für den Bau des Limes verwendet worden sein. Der "Wilhelm Erbstollen" wurde 1972 stillgelegt.
Kulinarisch ist der Ausflug mit einer Kaffeetafel und einer Einkehr in eine Straußenwirtschaft ergänzt worden. Homepage: www.Kulturkreis55plus.de

Im zweiten Teil des Ausflugs ging es in das Herbstparadies „Kürbiswelten Mensfelden“. Die Besucher schlenderten durch malerische Kürbisfelder, in denen wohin das Auge reichte, Kürbisse in warmen Herbsttönen leuchteten. Ein besonderes Highlight war der Spaziergang mit der atemberaubenden Aussicht auf das Limburger Becken.
„Es war ein wunderschöner Ausflug“, resümierte die Vorsitzende des Kulturkreises, Karin Naß, nach einem rundum gelungenen Tag. Sie kündigte auch die nächste Fahrt am 19.10.2024 an, die nach Hanau zum Deutschen Goldschmiedehaus, ins Apfelweinmuseum und auf Hessens schönsten Wochenmarkt führen wird.


